
Gelesen von: Simone Karbst; Hörbuch Hamburg; 14 Stunden, 22 Minuten
Als Annes Mutter eine Postkarte erhält auf der lediglich die Namen ihrer vier in Auschwitz ermordeten Vorfahren stehen, ist Annes Neugier zwar geweckt, aber es dauert viele Jahre bevor sie anfängt, zu forschen.
Dieses Buch lässt mich nicht los!
Der erste Teil des Buches geht um die Geschichte Von Annes Urgroßeltern mütterlicherseits, und um die Geschwister ihrer Großmutter (alle vier wurden in Auschwitz umgebracht), sowie um ihre Großmutter.
Nachdem ich gerade erst ein anderes Buch beendet habe in dem es um die –hauptsächlich aus Deutschland und Österreich — geflüchteten Juden nach Shanghai während der japanischen Besatzung ging, und um die menschenunwürdigen Zustände denen sie dort ausgesetzt sind, ist dieses Buch ein weiterer Beleg dafür, dass die Vernichtungsmaschinerie zwar in Deutschland ihren Ursprung hatte, die dahintersteckende Ideologie aber weltweit anzutreffen war.
Die französische Regierung kollaborierte, desgleichen die französischen Behörden und ein Großteil der französischen Bevölkerung!
Nach den ersten großen Flüchtlingswellen machten die europäischen Länder sowie die USA ihre Grenzen für jüdische Flüchtlinge zu!
Es ist schon erschreckend, wie alle diese Länder jetzt ihre Hände in Unschuld waschen und so tun, als wären die Juden nur in Deutschland verfolgt und umgebracht worden, und sie hätten nichts tun können!
Auf der Suche nach dem Absender der anonymen Postkarte begibt sich Anne auf eine Reise in die Vergangenheit. Ihre Mutter unterstützt sie mit gemischten Gefühlen — so viele Erinnerungen kommen hoch…
Der zweite Teil des Buches fängt an in der Gegenwart, und auch hier wird deutlich, dass Antisemitismus auch in der französischen Bevölkerung noch vorhanden ist, und sogar wieder stärker wird.
Dieser Rechtsruck in so vielen Ländern der Welt ist zutiefst erschreckend und verstörend.
Zurück in die Vergangenheit: der Krieg ist mittlerweile zu Ende, und die ganzen Deportierten (na ja die, die es überlebt haben) kommen zurück. Und wieder gibt es diese typischen Reaktionen von Leuten, denen es nie an etwas gefehlt hat, außer an Empathie. Inzwischen ist die Mutter der Autorin zur Welt gekommen, und deren Mutter sucht nach ihrer Familie.
Zurück in die Gegenwart: Die Suche führt Anne und ihre Mutter in das Dorf, in dem die Großmutter lebte als zunächst ihre Geschwister (und später auch ihre Eltern) deportiert wurden.
Sie versuchen, herauszufinden was mit dem Besitz der Familie geschehen ist, stoßen aber auf eine Mauer des Schweigens: die, die damals gelebt haben, haben zum Teil Dreck am Stecken.
Nicht alle Dokumente sind jedoch verloren gegangen oder vernichtet worden, sodass die beiden Frauen Fortschritte machen.
Es ist sehr aufwühlend, die Autorin auf ihrer Recherche zu begleiten. Das Buch ist zutiefst erschütternd, insbesondere wenn man bedenkt, dass es nicht nur einer Familie, sondern Millionen von Menschen so ergangen ist.
Es sollte Pflichtlektüre in der Oberstufe sein!
Simone Karbst hat eine angenehme Stimme, und ihre Aussprache ist sehr deutlich. Ich hätte es jedoch begrüßt, wenn sie sich die Mühe gemacht hätte herauszufinden, wie die vielen französischen Namen und Begriffe korrekt ausgesprochen werden.
Mein Dank geht an Hörbuch Hamburg via Netgalley für dieses Rezensionsexemplar!